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Familiencoach Krebs
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Ist Krebs erblich?

Vor einigen Jahren machte die Schauspielerin Angelina Jolie von sich reden: Sie berichtete über ihr Brustkrebsrisiko, das sie von ihrer Mutter geerbt hat, und ließ sich vorsorglich behandeln. Die gleiche Sorge beschäftigt auch viele Betroffene und ihre Angehörigen.

Die meisten Menschen erkranken jedoch „spontan“ an Krebs: So bezeichnen es Fachleute, wenn es keine Anzeichen für ein vererbtes oder angeborenes hohes Krebsrisiko gibt. Bei ihnen ist irgendwann im Lauf ihres Lebens in einer ersten Körperzelle etwas schiefgegangen, genauer: in der Erbinformation dieser einzelnen Zelle.

Ursache können äußerliche Krebsrisikofaktoren sein, etwa Tabakrauch oder UV-Strahlung. Viel häufiger sind solche Fehler aber Zufall: Sie können bei jedem Menschen passieren. Je älter man wird, desto mehr solcher Schäden sammeln sich an. Deshalb steigt das Krebsrisiko mit dem Alter.

Bei einigen Menschen sieht das anders aus: Sie tragen eine Risiko-Veränderung schon von Geburt an in ihrer Erbinformation, und zwar in allen Zellen ihres Körpers – also auch in ihren Eizellen und Samenzellen. Deshalb haben sie nicht nur selbst ein höheres Krebsrisiko. Sie können es auch an ihre Kinder weitergeben.

Es gibt keinen Krebstest, mit dem man jede Art von Krebsrisiko nachweisen könnte – auch wenn manche Internetseiten solche Untersuchungen versprechen und viel Geld dafür nehmen. Doch solche Untersuchungen wären extrem aufwändig: Man müsste bei jeder Untersuchung das komplette Erbmaterial eines Menschen hin auf alle möglichen Fehler durchtesten – obwohl man noch gar nicht alle Risiko-Veränderungen am Erbmaterial kennt, die zu Krebs führen können. Selbst wenn es in einer Familie konkrete Anhaltspunkte auf vererbbare Krebsrisiken gibt, bleibt die Suche danach immer noch aufwändig. 

Ärztinnen und Ärzte orientieren sich deshalb bei der Beratung zunächst an folgenden Hinweisen:

  • In der Familie sind mehrere direkt Verwandte erkrankt. Der Hinweis ist besonders deutlich, wenn alle Betroffenen Verwandte ersten Grades sind – also Eltern, Kinder oder Geschwister.
  • Es handelt sich um eine Krebsart, von der man weiß, dass das Risiko vererbt werden kann. Manchmal ist die gleiche erbliche Veränderung auch für mehrere Krebsarten verantwortlich: So kann zum Beispiel bei erblichem Brustkrebs auch das Risiko für Eierstockkrebs in der Familie höher sein.
  • Ein weiterer Hinweis: Die Betroffenen sind jünger als der Durchschnitt bei der jeweiligen Krebsart. Ist der Krebs auffallend früh im Leben aufgetreten, kann auch eine einzelne betroffene Patientin oder ein Patient schon ein Hinweis auf ein vererbbares Risiko sein.

Erst, wenn solche Hinweise vorliegen, kommt bei einigen Krebsarten ein Test auf erbliche Veränderungen infrage. Denn dann lässt sich schon besser einschränken, wonach man genau suchen muss.

Was eher kein Hinweis auf ein erbliches Risiko ist: In der Familie hat ein Onkel mütterlicherseits mit 60 Jahren Lungenkrebs, eine Cousine zweiten Grades hat im Alter weißen Hautkrebs bekommen und die Großmutter väterlicherseits ist mit Ende 70 an Brustkrebs erkrankt. Diese Krebsarten haben unterschiedliche Ursachen und die Betroffenen sind nicht auffallend früh erkrankt. 

Ganz ausschließen kann man ein vererbbares hohes Risiko jedoch nie.

Die Schätzungen schwanken, wie viele Patientinnen und Patienten tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko geerbt haben beziehungsweise ein erhöhtes Risiko an ihre Kinder weitergeben können. Denn man kennt noch längst nicht alle erblichen Genveränderungen, die ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringen. Daher analysieren Forscherinnen und Forscher auch Familienstammbäume, um weitere Hinweise auf ein erbliches Krebsrisiko zu finden. 

Was man heute weiß: Es gibt Krebsarten, bei denen Vererbung vermutlich keine Rolle spielt, etwa bei Hirntumoren. Bei anderen Krebsarten ist ein höheres Risiko möglich. Aber es ist nur sehr selten so hoch, dass tatsächlich alle Betroffenen auch erkranken. 

Hier als Beispiel Dick- und Enddarmkrebs:

  • Rund 60 bis 70 von 100 Darmkrebspatientinnen und -patienten sind spontan erkrankt. Sie sind meist schon über 70 Jahre alt, wenn die Diagnose gestellt wird. Ihre Familie hat vermutlich kein höheres Risiko.
  • Etwa 30 bis 40 von 100 Betroffene tragen womöglich ein etwas höheres Risiko, das auch direkte Familienangehörige betreffen könnte. Davon gehen Expertinnen und Experten heute anhand von Stammbäumen und Statistiken aus.
  • Bei etwa 5 von 100 Patientinnen und Patienten findet sich eine der heute bekannten Veränderungen in der Erbinformation, die sich stärker auf das Risiko auswirken. Hinweise darauf sind mehrere Erkrankungen in der Familie oder auch Betroffene, die deutlich jünger als der Durchschnitt erkrankt sind.
  • Nur bei 5 bis 10 von 10.000 Menschen findet sich eine ganz bestimmte erbliche Veränderung, die schon bei Jugendlichen zu Hunderten von Darmkrebsvorstufen und zu Krebs im Dick- und Enddarm führt. Sie ist die einzige Variante von erblichem Darmkrebs, bei der tatsächlich fast alle Träger des Risikomerkmals erkranken, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.

Noch sind vermutlich nicht alle Krebsarten bekannt, bei denen Vererbung eine Rolle spielen könnte. 

Deutliche Hinweise, dass zumindest ein Teil der Patientinnen und Patienten ein vererbbares Risiko im Erbmaterial trägt, gibt es für Darmkrebs, Brustkrebs und Eierstockkrebs. Bei Prostatakrebs sind familiäre Häufungen aus Stammbaum-Untersuchungen bekannt, aber man kann noch nicht gezielt auf mögliche Risiko-Anlagen testen. Genauso sieht es zurzeit noch bei einer familiären Häufung von Bauchspeicheldrüsenkrebs aus. Vielleicht spielt auch bei Nichtraucherinnen und Nichtrauchern mit Lungenkrebs die Vererbung eine Rolle, aber man weiß noch nicht viel mehr dazu. Ähnlich sieht es für eine ganze Reihe weiterer Krebsarten aus, bei denen das Risiko für Verwandte von Patientinnen und Patienten zumindest ein bisschen höher als normal zu sein scheint: Noch gibt es keine Testmöglichkeit.

Wenn Sie sich Sorgen machen, sollten Sie auf jeden Fall Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt ansprechen. Überlegen Sie vor dem Besprechungstermin, wer in Ihrer Familie schon früher an Krebs erkrankt war und in welchem Alter. Versuchen Sie möglichst genau zu klären, welche Krebsarten es jeweils waren. 

Auch das Ärzteteam, das für den Betroffenen zuständig ist, kann Sie beraten – allerdings nur, wenn die Patientin oder der Patient zustimmt und das Ärzteteam von der Schweigepflicht bezüglich Informationen zur Diagnose Ihnen gegenüber entbindet.

Ja, wenn auch sehr selten. In betroffenen Familien erkranken viele Mitglieder schon jung an unterschiedlichen, sonst eher seltenen Krebsarten. Man weiß, dass bei ihnen vermutlich wichtige Erbanlagen nicht richtig funktionieren, die für die Regulierung der Zellteilung verantwortlich sind.

In manchen Familien ist über Generationen niemand erkrankt. In anderen tritt Krebs dagegen auffallend häufig auf. Mit Vererbung muss das trotzdem nichts zu tun haben. Denn die Familienmitglieder haben oft noch etwas anderes gemeinsam: ihren Lebensstil. 

Vielleicht hat in der einen Familie nie jemand geraucht, alle haben körperlich gearbeitet oder viel Sport gemacht. In der anderen Familie ist dagegen deftiges Essen und reichlich Alkohol Tradition – alle Generationen bringen ein bisschen zu viel Gewicht auf die Waage und sind eher Bewegungsmuffel. Diese Dinge können schon ausreichen, um die Unterschiede bei der Krebshäufigkeit zu erklären – auch wenn eine vererbbare Ursache trotzdem nicht ausgeschlossen werden kann.

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