Es gibt keinen Krebstest, mit dem man jede Art von Krebsrisiko nachweisen könnte – auch wenn manche Internetseiten solche Untersuchungen versprechen und viel Geld dafür nehmen. Doch solche Untersuchungen wären extrem aufwändig: Man müsste bei jeder Untersuchung das komplette Erbmaterial eines Menschen hin auf alle möglichen Fehler durchtesten. Das ist allein deshalb schon vergeblich, weil man noch gar nicht alle Risiko-Veränderungen am Erbmaterial kennt, die zu Krebs führen können.
Selbst wenn es in einer Familie konkrete Anhaltspunkte auf vererbbare Krebsrisiken gibt, bleibt die Suche nach Fehlern in der Erbinformation bei gesunden Angehörigen immer noch aufwändig.
Ärztinnen und Ärzte orientieren sich deshalb bei der Beratung zunächst an folgenden Hinweisen:
- In der Familie sind mehrere direkt Verwandte erkrankt. Der Hinweis ist besonders deutlich, wenn alle Betroffenen Verwandte ersten Grades sind – also Eltern, Kinder oder Geschwister.
- Es handelt sich um eine Krebsart, von der man weiß, dass das Risiko vererbt werden kann. Manchmal ist die gleiche erbliche Veränderung auch für mehrere Krebsarten verantwortlich: So kann zum Beispiel bei erblichem Brustkrebs auch das Risiko für Eierstockkrebs in der Familie höher sein.
- Ein weiterer Hinweis: Die Betroffenen sind jünger als der Durchschnitt bei der jeweiligen Krebsart. Ist der Krebs auffallend früh im Leben aufgetreten, kann auch eine einzelne betroffene Patientin oder ein Patient schon ein Hinweis auf ein vererbbares Risiko sein.
Erst, wenn solche Hinweise vorliegen, kommt bei einigen Krebsarten ein Test auf erbliche Veränderungen infrage. Denn dann lässt sich schon besser einschränken, wonach man genau suchen muss.
Was eher kein Hinweis auf ein erbliches Risiko ist, zeigt dieses Beispiel: In der Familie hat ein Onkel mütterlicherseits, der nie ohne Zigarette unterwegs war, mit 60 Jahren Lungenkrebs, eine Cousine zweiten Grades hat im Alter weißen Hautkrebs bekommen und die Großmutter väterlicherseits ist mit Ende 70 an Brustkrebs erkrankt. Diese Krebsarten haben unterschiedliche Ursachen und die Betroffenen sind nicht auffallend früh erkrankt.
Ganz ausschließen kann man ein vererbbares hohes Risiko jedoch nie.