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Familiencoach Krebs
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Film: Schlechtes Gewissen

Wenn es darum geht, sich etwas Gutes zu tun, plagt viele Angehörige ein schlechtes Gewissen. Für sie fühlt es sich illoyal, egoistisch oder rücksichtslos an: „Wie kann ich es mir gutgehen lassen, wenn es dem anderen schlecht geht?“ Das ist sehr verständlich und diese Gefühle sind nicht immer zu vermeiden.

Das schlechte Gewissen zeigt, dass man Verantwortung übernimmt, mitfühlt und einem die oder der Betroffene wichtig ist. Hinter jedem schlechten Gewissen stehen Moralvorstellungen, zum Beispiel, füreinander da zu sein und nicht egoistisch zu handeln. Sozial zu handeln und ein Gewissen zu haben, ist wichtig, denn Krebspatientinnen und Krebspatienten brauchen Menschen, die für sie da sind.

Aber: Das schlechte Gewissen sollte nicht dazu führen, dass man nicht mehr für sich selbst sorgt. Denn damit ist niemandem geholfen. Im Gegenteil: Wenn man häufig für die andere Person verzichtet, kann es passieren, dass man ihr gegenüber Groll entwickelt. Außerdem drückt es auf die Stimmung aller Beteiligten, wenn es eigentlich Gelegenheiten für schöne Erlebnisse gibt, man diese aber nicht wahrnimmt. Zum Beispiel zu einem Kinobesuch eingeladen wird, sich aber aus schlechtem Gewissen dagegen entscheidet.

So geht es auch Hanna:

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Hannas (24 Jahre) Freund Andrew (27 Jahre) ist an einem Hodgkin-Lymphom erkrankt. Behandlung und Reha sind abgeschlossen. Die Heilungsaussichten sind gut, aber Andrew ist noch sehr geschwächt. Die beiden haben einen 2-jährigen Sohn.

Hinweis: Hanna und Andrew sind Schauspieler. Wir haben bewusst darauf verzichtet, echte Angehörige und Betroffene zu filmen, um ihre Privatsphäre zu schützen. Wie sich Hanna und Andrew verhalten, wie sie fühlen und was sie sagen, basiert aber auf vielen ausführlichen Gesprächen mit Angehörigen, Patientinnen und Patienten. Die dargestellten Szenen entsprechen somit der Realität der Angehörigen und Betroffenen.

Nicht nur Hanna und Andrew geht es so. Auch viele andere tun sich schwer damit, gut für sich selbst zu sorgen. Oft aus einem schlechten Gewissen heraus, aber manchmal geht es zudem auch noch um andere Themen. 

Wenn das schlechte Gewissen übermäßig ausgeprägt ist und man sich kaum noch schöne Momente erlaubt, könnte es auch um andere Themen gehen. Dann übernimt das schlechte Gewissen eine Art Schutzfunktion.

Manchmal geht es bei dem schlechten Gewissen auch Zum Beispiel: Es kann für Angehörige unerträglich sein, auszuhalten, dass man die Krankheit nicht aufhalten und vielleicht nur wenig helfen kann. In Auszeiten ensteht Raum für Gefühle – und damit das Risiko, mit dieser schwer auszuhaltenden Ohnmacht und Hilflosigkeit konfrontiert zu werden. Das schlechte Gewissen verhindert das, indem man sich gar nicht erst Auszeiten nimmt. Oder: Bei manchen Angehörigen käme in schönen Momenten unerträgliche Einsamkeit auf. Da wo man früher gemeinsam glücklich war, fehlt nun einer. Aufgrund des schlechten Gewissens kommen diese schmerzhaften Situationen aber gar nicht erst zustande. 

Ich habe so ziemlich alle meine Hobbies aufgegeben, als Erika so krank wurde. Das war eben so. Jetzt denke ich manchmal, dass ich gern wieder mal nen Abend in den Kegelclub gehen würde. Ich sag mir immer, dass ich kein schlechtes Gewissen haben brauch, aber hingehen tue ich dann doch nicht. Dabei wäre es gut. Auch für Erika und mich, denn ich merke, dass ich sie manchmal anraunze, obwohl sie gar nichts getan hat. Ich glaube, ich brauch mal wieder meine Kumpels und Musik und einfach bisschen Unbeschwertheit. Ich muss das jetzt wirklich mal tun! Dann hab ich auch zu Hause wieder bessere Laune.

Günthers (69 Jahre) Frau Erika (73 Jahre) ist vor eineinhalb Jahren an Brustkrebs erkrankt und hat eine Brustamputation hinter sich. Zur Vorbeugung eines Rückfalls erhält Erika langfristig Medikamente. Sie leidet unter Rücken- und Gelenkschmerzen.

Als Joachim noch mitten in der Behandlung steckte, hatten gute Freunde von uns Silberhochzeit. Joachim ging es schlecht und es war klar, dass er nicht mitkommen würde. Ich hatte das Gefühl, ich lasse ihn im Stich, wenn ich ohne ihn hingehe, auf der anderen Seite aber auch unsere Freunde, wenn ich zu Hause bleibe. Letztendlich habe ich mich dann auch für die Silberhochzeit entschieden. Am Anfang musste ich die ganze Zeit an meinen armen kranken Joachim denken und aufpassen, dass ich nicht weine. Die anderen dachten, ich sei gerührt. In Wahrheit habe ich mich allein gefühlt. Vielleicht wollte ich deswegen auch nicht hin. Nicht nur wegen dem schlechten Gewissen. Später war es dann aber richtig schön und ich war sehr froh, dass ich da war. 

Reginas (59 Jahre) Ehemann Joachim (58 Jahre) ist an Darmkrebs erkrankt. Therapie und Reha sind abgeschlossen und es besteht Aussicht auf Heilung – auch wenn immer noch ein Rückfallrisiko besteht.

Mit am schlimmsten finde ich, dass ich Sebastian nicht schützen kann. Nicht vor dem Krebs und nicht vor der Angst und nicht vor der Behandlung. Manchmal wünsche ich mir, dass lieber ich den Krebs bekommen hätte, statt er. Letztens hat mich eine gute Freundin abends zum Essen eingeladen. Sebastian ging es nicht gut und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich wollte bei ihm bleiben. Aber dann hat mich meine Freundin doch überredet. Mit dem Argument, ich solle Sebastian auch mal einen Abend Ruhe von seiner Mutter gönnen. Das stimmt schon. Bei allem, was ich tue und wo es nicht um Sebastian geht, hab ich ein schlechtes Gewissen. Dabei weiß ich, dass das Sebastian sogar nervt. Vielleicht geht es auch darum, dass ich nicht loslassen will. Weil ich mir nicht eingestehen will, wie begrenzt meine Macht ist.

Martina (51 Jahre) hat ihren an Hodenkrebs erkrankten Sohn Sebastian (23 Jahre) wieder bei sich aufgenommen. Sebastian hat sich operieren lassen und gerade mit einer sehr belastenden Chemotherapie begonnen.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Wir werden die Inhalte entsprechend Ihren Angaben anpassen.

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