Viele Betroffene und Angehörige stellen sich früher oder später die Frage, ob der Stress für den Krebs verantwortlich war. Annahmen, wie: „Es lag am Arbeitsstress“ oder „Es waren die vielen aufreibenden Beziehungskonflikte“ oder „Es war der Tod des Ehepartners“ sind weit verbreitet. Wenn kurz nach einer belastenden Zeit ein Mensch an Krebs erkrankt, drängt sich vielen dieser Zusammenhang besonders auf.
Wichtig ist, sich immer vor Augen zu halten: Viele Menschen erleben ähnlich belastende Zeiten und erkranken nicht an Krebs. Und: Viele Menschen erkranken an Krebs, obwohl sie keinen Stress hatten. Bisher konnten auch keine wissenschaftlichen Belege gefunden werden, die einen Zusammenhang zwischen Stress und Krebs nahelegen.
Nach wissenschaftlichem Erkenntnisstand entsteht Krebs häufig durch zufällige Fehler im Erbmaterial. Neben zufälligen Fehlern spielen bei vielen Krebsarten auch Risikofaktoren eine wichtige Rolle: Zum Beispiel der Lebensstil wie Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung, Alkohol oder krebsfördernde Umwelteinflüsse, wie Strahlung oder chemische Substanzen. Wenn einer oder mehrere dieser Risikofaktoren vorlagen, sind viele Krebserkrankungen wahrscheinlicher.
Viel wichtiger als der Stress ist also vermutlich, wie ein Mensch auf den Stress reagiert. Wenn ein Mensch aus Stress viel raucht oder größere Mengen an Alkohol trinkt, ist das Krebsrisiko höher. Risikofaktoren sind dann aber der hohe Alkohol- und Tabakkonsum – und nicht der Stress.
Aber: Auch bei Menschen, die Krebsrisikofaktoren ausgesetzt waren, kann man nicht sicher sein, ob sie nicht auch ohne diese an Krebs erkrankt wären.