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Familiencoach Krebs
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Was macht das mit uns?

Es kann sehr verunsichernd sein, wenn so ein wichtiger Lebensanker in Bewegung gerät, wie das Miteinander in einer Beziehung (Partnerbeziehung, Familie, Freundeskreis). Vielen fällt es schwer, sich von vielleicht liebgewonnen Rollen zu lösen und neue, eventuell unangenehme Rollen zu übernehmen. Alle müssen sich an die neuen Konstellationen und Veränderungen gewöhnen.

Wie fühlt es sich oft für Krebspatientinnen und Krebspatienten an?

Die Patientin oder der Patient muss meist einige Rollen aufgeben (z. B. die oder der Unbesorgte) und sich mit neuen Rollen arrangieren, die sie oder er sich vermutlich nie ausgesucht hätten (z. B. die oder der Hilfsbedürftige). Wenn man auf besonders wichtige Rollen verzichten muss, kann das besonders hart sein. Zum Beispiel, wenn man nicht arbeiten kann oder sich als Elternteil nicht so um sein Kind kümmern kann, wie man es gerne würde. Viele empfinden es als sehr belastend, sich nutzlos und als Last zu fühlen und gleichzeitig bedürftig zu sein und Hilfe annehmen zu müssen.

Wie fühlt es sich oft für die Angehörigen an?

Angehörige müssen oft den Raum füllen, den die Patientin oder der Patient durch die Erkrankung hinterlassen hat. Wer sich zuvor vielleicht auf die oder den anderen gestützt und verlassen hat, muss nun diese Rolle ablegen und selbst versuchen, Zuversicht zu geben. War die Patientin oder der Patient vorher die Person mit dem Überblick (z. B. über die Finanzen), muss man vielleicht nun selbst diese Rolle übernehmen – zumindest teilweise. Wenn man vorher durch die Patientin oder den Patienten das gemeinsame Leben als sicheren Hafen empfunden hat, kann sich die Welt auf einmal ganz schön bedrohlich anfühlen. 

Wie fühlt es sich innerhalb der Beziehung an?

In vielen Beziehungen entstehen durch die Rollenveränderungen Konflikte – aus Verunsicherung, Unverständnis und Frustration. Viele können gar nicht mehr sagen, wer sie als Partner oder als Familie sind, was sie ausmacht. Es dauert oft eine ganze Weile, bis man sich neu arrangiert hat.

Wenn Sie sich jetzt Ihre neuen Rollen ansehen: Wie fühlen sich diese neuen Rollen an – für Sie persönlich, für die Krebspatientin oder den Krebspatienten, für Sie alle zusammen?

Rollen - Vergleich
Meine Rollen (seit dem Krebs):
Rollen der anderen Person (seit dem Krebs):
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Meine Rollen (seit dem Krebs):
Rollen der anderen Person (seit dem Krebs):
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Meine Rollen (seit dem Krebs):
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Rollen - Was macht das mit uns?

Jetzt zu versuchen, selbst stark zu sein und Azra aufzubauen, verlangt mir oft ganz schön viel ab. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Aber es fühlt sich für mich nicht natürlich an, mir fehlt manchmal die innere Überzeugung.

Und dann frage ich mich auch manchmal, was das mit unserer Freundschaft macht. Sie hat sich für immer verändert, auch wenn wir aus dem akuten Krisenbewältigungsmodus raus sind. Azra wird nie mehr die immer Starke sein, die mir das Gefühl gibt, alles ist möglich, alles wird gut, und mich emotional aufbaut. Sie ist ab jetzt ein Symbol für mich, dass das Schicksal einfach zuschlagen und einen treffen kann. Und ich vermisse das, was wir vorher hatten, und auch mein Bild von ihr. Das hat mir Vertrauen ins Leben gegeben. Wir werden gerade wieder ein Team, aber ein anderes.

Meryem (31 Jahre) hilft ihrer Cousine Azra (33 Jahre), die an einem medullären Schilddrüsenkarzinom erkrankt war. Die Behandlung ist abgeschlossen und die Prognose ist gut. Azra ist alleinerziehende Mutter einer 5-jährigen Tochter.

Für uns war immer irgendwie selbstverständlich, dass man alles schaffen kann, wenn man sich nur anstrengt und zusammenhält. Und plötzlich war alles anders, sogar über unsere Finanzen müssen wir uns auf einmal Gedanken machen. Ich finde das gerade sehr anstrengend, auch weil ich mich so fremdbestimmt fühle: Ich muss in meinem alten Job arbeiten, den ich hinter mir lassen wollte. Ich habe wenig Zeit für Finn und bin viel schneller ungeduldig mit ihm. Ich habe keine Kraft für andere soziale Kontakte und gerate regelmäßig mit Andrew aneinander, der oft gereizt ist.

Für Andrew ist es mit dem Krebs und der Fatigue noch viel schlimmer. Er ist auch total unzufrieden mit sich, weil er so schwach und verletzlich ist. So will er nicht sein, das zerstört sein Selbstbild. Manchmal sagt er, er sei doch eh nur eine Belastung für uns. Das zerreißt mir das Herz.

Auch mit Finn macht das was. Andrew war für ihn immer der Stärkste. Jetzt fragt er mich manchmal: Papa traurig?

Ich hätte gedacht oder gehofft, dass unsere Beziehung robuster ist, wir uns gegenseitig stärken. Aber ich habe nicht mit diesen krassen Veränderungen gerechnet, so dass wir gar nicht mehr richtig wir sind, und dass uns das so aus dem Gleichgewicht bringen würde. Wir ergänzen uns nicht mehr so wie vorher, weder emotional noch im Alltag. Wir hadern noch mit allem. Aber es ist nicht alles schlecht. Ich will, dass wir das schaffen und ich glaube, wir kriegen das hin.

Hannas (24 Jahre) Freund Andrew (27 Jahre) ist an einem Hodgkin-Lymphom erkrankt. Behandlung und Reha sind abgeschlossen. Die Heilungsaussichten sind gut, aber Andrew ist noch sehr geschwächt. Die beiden haben einen 2-jährigen Sohn.

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