Schön ist, dass ich jetzt ein viel engeres Verhältnis zu Azras Tochter habe, weil wir so viel Zeit miteinander verbringen. Vorher wusste ich gar nicht, dass ich so gut mit Kindern kann. Außerdem gibt es mir das Gefühl, wirklich etwas beizutragen und eine Hilfe zu sein. Und ich habe gelernt, dass ich trotz meiner Ängste andere motivieren und Mut machen kann, auch wenn es mir nicht immer leichtfällt. Ich kann meine Ängste also auch ein wenig zurückstellen und mich nicht immer so sehr davon lenken lassen.
Azra nimmt, glaube ich, schon wahr, dass sie nicht so allein ist, wie sie immer dachte, besonders nach der Trennung vom Vater ihrer Tochter.
Uns schweißt diese Krise zusammen. Ich glaube, das werden wir nochmal mehr spüren, wenn es Azra irgendwann wieder besser geht. Und es herrscht jetzt eine Art Gleichgewicht zwischen uns. Wir sind uns nun gewissermaßen ebenbürtig und ich habe den Eindruck, dass wir dadurch offener und einfühlsamer miteinander umgehen.
Meryem (31 Jahre) hilft ihrer Cousine Azra (33 Jahre), die an einem medullären Schilddrüsenkarzinom erkrankt war. Die Behandlung ist abgeschlossen und die Prognose ist gut. Azra ist alleinerziehende Mutter einer 5-jährigen Tochter.